Ziel der interkulturellen Kurse bzw. des interkulturellen Prinzips
Entwicklung der interkulturellen Kompetenz seitens der Kursteilnehmer, in deren Befähigung zu interkulturell kompetentem Handeln und Kommunizieren, d.h. die Fähigkeit, mit Angehörigen anderer Kulturen effektiv und angemessen zu interagieren. Diese Kompetenz kann man grob in affektive, kognitive und konative (verhaltensbezogene) Teilkonstrukte gliedern, zwischen denen jedoch kein additives, sondern ein Abhängigkeitsverhältnis besteht. Interkulturelle Kompetenz ist vielmehr ein Wechselspiel dieser Komponenten. Der Begriff ist somit kein synthetisch-struktureller, sondern ein synergetisch-prozessualer.
Komponenten interkultureller Kompetenz
- Interkulturelle Kenntnisse (theoretisches und praktisches Wissen über die Eigenheiten der eigenen und der Zielkultur bzw. der Zielkulturen sowie deren Differenzen, über die kulturelle Bedingtheit von Verhaltensweisen)
- Empathie (Einfühlungsvermögen in Bezug auf die Befindlichkeiten und Denkweisen der fremdkulturellen bzw. anderskulturellen Partner) = Fähigkeit, sich in die Position anderer hineinzuversetzen
- Rollendistanz (Fähigkeit, die eigene Position zu verlassen und sie mit Abstand, von außen, zu sehen = zu erkennen, dass die eigene Wahrnehmung der Welt von den soziokulturellen Faktoren des eigenen Lebensbereiches geprägt ist
- Ambiguitätstoleranz (Fähigkeit, das Spannungsverhältnis zwischen unvereinbaren Gegensätzen und Mehrdeutigkeiten „aushalten“ zu können; Fremdes nicht unreflektiert ablehnen; Fähigkeit, widersprüchliche Anforderungen und Erwartungen auszuhalten)
- Befähigung zur Metakommunikation (Fähigkeit, über Kommunikationsprozesse zu kommunizieren oder m.a.W.: Probleme, die im interkulturellen Handeln auftreten, mit allen Beteiligten früh genug thematisieren können) = z.B. bei Unsicherheiten nachfragen, eigenes kulturbedingtes Handeln darstellen. Wird oft unterschätzt, kann aber kritische Situation nachhaltig entschärfen.
Interkulturell wichtige Kommunikationsbereiche
Körperkontakt
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Lautstärke
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Blicke
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Gestik/Mimik
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Zeitvorstellungen
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Anreden/Titel
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Pünktlichkeit
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Verhältnis zur Autorität
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Gesichtswahrung
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Gesprächsfluss
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Gesprächstiefe
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Verhandlungstaktik
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Kontextabhängig-
keit
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Sprecherwech-
sel
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Humor
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Direktheit/Indirektheit
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Ja/Nein/Vielleicht
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Tabuthemen
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Kritik
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Höflichkeitsformen
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Selbstverständnis
Individuum/Ges.
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Maskulinität/
Feminität
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Art der Konflikt –bewältigung
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langfr./kurzfr. Hand-
lungsorientierungen
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Ordnung
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Zuverlässigkeit
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Lebenseinstellung
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Gastfreundschaft
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Schlangestehen
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Autofahren
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ethnische Witze
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Geschenke
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Freundschaft
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Schimpfwörter
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Komplimente
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Trinkgewohnheiten
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Essgewohnheiten
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Gerüche
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Einladungen
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Verhältnis der Geschlechter
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Spitznamen
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Winken
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Kulturelle Unterschiede werden etwa bei Geschäftskontakten vorrangig sichtbar bei:
- Haptik = Körperkontakt
- Verhältnis zur Autorität/Hierarchie
- Bedeutung von „Ja“ und „Nein“
- Ablauf von Meetings
- Bedeutung der Tagesordnung
- Dolmetscher
- Sprecherwechsel
- Rede- und Verhandlungspausen
- Handynutzung
- Aushandeln und Umsetzung von Verträgen
- Mündlichkeit/Schriftlichkeit
- Proxemik: Distanzverhalten
- Geschenke/Geschenkverpackung/-übergabe/-annahme
- Farbsymbolik
- Zahlensymbolik
- Einladungen/Bezahlung der Rechnung/Gegeneinladung
- Pünktlichkeit
- Sitzordnung
- Verhältnis der Geschlechter
- Ess- und Trinkgewohnheiten
- Applaus
- Lautstärke
- Anbahnung von Beziehungen
- Vorbereitung geschäftlicher Besuche
- Begrüßung
- Benutzung von Namen/Titeln
- Austausch von Prospekten und Visitenkarten
- Anzugsordnung
- Small talk/Taboothemen
- Fotos
- Kinesik = Gestik/Mimik/Körpersprache/Winken
- Lächeln/Lachen/Humor
- Okulesik = Blickkontakt
Beispiele für grundlegende Konzepte: asiatisches versus europäisches Denken
- Beziehungsorientierung versus Sachorientierung
- Gruppenorientierung versus Individualismus
- Hierarchiedenken versus Kompetenzdenken
- Harmoniestreben versus Problembewältigung
- Indirekte versus direkte Kommunikation
- Konfliktvermeidung versus Streitkultur
- Holistisches versus lineares Denken
- Polychromes versus monochromes Zeitverständnis